grau.tier
Installation
Leinenhüllen, Beton, Video 4’23“ (loop)
Von den Kinderzimmern zu den Schlachthöfen entmenschter Barbarei
Linda Thalmanns Ausstellung „grau.tier“ in der Galerie Miklautz in Gmünd
von Peter Thuswaldner
Weiche Stofftiere mit langen Ohren erwecken Gefühle des Wohlbefindens und behaglicher Wärme. Kindliche Unbeschwertheit wird assoziiert, vor allem dann, wenn sich die Tiere auf Boden und Kommoden wie wahllos liegengelassen geben und dort und da Ohren über die Kanten herabhängen.
Linda Thalmann, Jahrgang 1983, füllt die ganze Galerie mit diesen von ihr geschaffenen Wesen an. Die „grau.tiere“, wie die junge Künstlerin sie nennt, erobern Flächen und antikes Mobiliar, das dem schon an sich beeindruckenden, gotischen Gewölbe der Galerie Miklautz in Gmünd Atmosphäre und Würde verleiht. Das Zooikum ist so geschickt arrangiert, dass man sich eingeladen fühlt, sich den Tieren zu nähern, um sie zu berühren. Doch mit dem Versuch, das eine oder andere Tier aufzuheben und zu streicheln, entpuppt sich das heimelige Puppentheater plötzlich als makabre, erschreckende Farce. Tragen die „grau.tiere“ zwar äußerlich eine Leinenhaut zu Schau, sind sie aber mit kaltem, harten Estrichzement gefüllt, und jedes der Objekte wiegt unerwartete 15 Kilo. Jetzt erst fällt auf, dass sie keine Augen haben. Handelt es sich am Ende gar um eine leblose, hingemordete Masse? Kinderträume werden in Alpträume, Kinderzimmer in Schlachthöfe entmenschter Barbarei verwandelt. Dahinter steht der sarkastische Humor einer anspruchsvollen Künstlerin, die nicht nur originell sein möchte, denn, so Linda Thalmann, „die Tiere könnten auch Menschen sein, wie wir“.
Mit Dank an Grete und Heinz Miklautz und die Galerie Miklautz – Galerie für Alte und Neue Kunst, Gmünd
Installationsansicht Galerie Miklautz – Alte und Neue Kunst, Gmünd
© Peter Thuswaldner (Text) und Linda Thalmann